Die Instandsetzung des historischen Gebäudes eröffnet ungeahnte Perspektiven.

Alte Kanzlei in neuem Gewand

2023 begann für Hanau mit einer richtig guten, richtungsweisenden Entscheidung: Der Magistrat der Stadt hat dem Instandhaltungskonzept für die „Alte Kanzlei am Schlossplatz“ – so der neue Name des Projekts – in Höhe von zunächst 500.000 Euro für dieses Jahr zugestimmt. Weitere Mittel in Höhe von 600.000 Euro sollen im nächsten Doppelhaushalt 2024/25 veranschlagt werden.

 Quartier mit Synergie-Effekten

Am geschichtsträchtigen Ort soll künftig behutsam, nachhaltig und stufenweise ein urbanes, kulturell bedeutsames Quartier für alle entwickelt und etabliert werden. Schon jetzt wurde genau hier mit der direkt dahinterliegenden „Wirtschaft im Hof“ eine herausragende Wirkung für die hiesige Kultur- und Gastrolandschaft entfacht. Denn die Betreiber Conni und Uwe Kannegießer, die auch an der inhaltlichen Ausgestaltung der Kanzlei mitwirken, haben es in den zähen und unglaublich herausfordernden Corona-Jahren eindrucksvoll vorgemacht: Mit ihrer „Wirtschaft im Hof“ ist dank herzlicher Gastlichkeit, großer Flexibilität, starker Ideen und jeder Menge Leidenschaft ein multifunktionaler Begegnungsort entstanden, der ausgewählten Kulturveranstaltungen, regionaler Küche und Urban Gardening-Projekten Heimat bietet – ein Hof, der all die Dinge intuitiv zusammenführt und immer wieder spannende Impulse für die Stadtgesellschaft liefert.

Zusammen mit der Stadt und der Hanau Marketing GmbH wurde der Fronhof als erste „Pop-up-Gastronomie“ im September 2020 ins Leben gerufen. Das Projekt fand seitdem kreative Wege, um gemeinsames Erleben zwischen Gärten und Hütten zu zelebrieren – gerade während der Pandemie, als vielerorts wenig bis gar nichts stattfinden konnte. Egal ob Ausstellungen, Livemusik, Open Air-Kino, DJs, besondere Märkte oder ausschweifende „Komplizentreffen“ – die „Wirtschaft im Hof“ zeigte eindrucksvoll, was und wie es an diesem Ort für Hanau gehen kann.

Raum für Ideen

In Verbindung mit einer Instandsetzung der Alten Kanzlei kann hier ein urbaner Gemeinschaftsort erwachsen, der für Hanau und für die Region herausragende Strahlkraft besitzt. Statt einer kaum stemmbaren Komplettsanierung soll das Kanzleigebäude ressourcenschonend saniert und der Fronhof sowie ein Teil des Gebäudes weiterhin genutzt werden. Zudem betont OB Kaminsky, dass „das Kanzleigebäude dauerhaft in öffentlicher Hand bleibt“. Die Substanz des seit mehreren Jahren leerstehenden Gebäudes wurde nach einer fachplanerischen Untersuchung durchaus für gut befunden. Als erstes stehen Instandsetzungs- und Ertüchtigungsarbeiten im Erd- und Obergeschoss bei Sanitäranlagen und diversen Elektroinstallationen an. Der Einbau einer Küche für ein Restaurant soll kurz darauf folgen. Dazu soll es eine Bar und viel Raum für Austausch, Co-Working und Kreativität geben

Erfolgsmodell „aufLADEN“

Bei allen planerischen Maßnahmen sei Unvollkommenheit geradezu erwünscht: „Wir gehen lernend und teils provisorisch daran, in aller Ruhe einen dauerhaft interessanten Raum zu gestalten“, erläutert Hanau Marketing-Geschäftsführer Bieberle. Auf diese Herangehensweise, die auf das Ausprobieren, das Machen und ein engagiertes Netzwerk setzt, hat Bieberle schon einmal höchst erfolgreich vertraut: Mit dem deutschlandweit vielbeachteten Stadtentwicklungkonzept „Hanau aufLADEN“ wurde Pionierarbeit geleistet und innerhalb kürzester Zeit ein Spirit in und um Hanau entfacht, der Mut, Improvisationstalent und Innovationskraft fordert, fördert und viele neue Türen, Räume, Läden öffnet.

Mit der beschlossenen Instandsetzung des Kanzleigebäudes denkt Hessens kleinste Großstadt einen innerstädtischen Gemeinschaftsort mehrperspektivisch weiter, der vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet, Komplizen inspirieren wird und einen entscheidenden Schritt Richtung Urbanität rund um den Schlossplatz fokussiert. Zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt ist das „Aufladen“ des Kanzleigebäudes nicht nur ein weiterer Bau- sondern ein Meilenstein.